David Foster Wallace, ein in der Postmoderne gefangener Realist, lautet Ekkehard Knörers Befund in seiner umfangreichen Besprechung von Wallace' letztem, posthum veröffentlichten Roman, für den sich der Autor, wie Knörer staunt und sich fast schon gruselt, enorm in den Stand des US-Steuerrechts des Jahres 1985, in dem der Roman "mehr oder weniger" spielt, eingearbeitet hat, um seine Leser schließlich in hochauflösender Detailfreude an diesem Wissen teilhaben zu lassen: "Endlose Massen Realienschutt" liegen dem Buch zugrunde, schreibt der Rezensent, der seinen Schmerz darüber kaum verbergen kann, auch wenn er keineswegs gehässig wird: Eher kennzeichnet seine Besprechung eine sanfte Melancholie darüber, Zeuge zu werden, wie ein Meisterliterat, dem anders als Franzen, wie Knörer schreibt, die Zuflucht in die Schreibformen des 19. Jahrhunderts verstellt blieb, zum Gefangenen seines eigenen literarischen Projekts wird, in das er sich, beim Versuch, sich daraus zu befreien, nur noch mehr eingräbt. Alles unterliegt hier der obsessiven Kontrolle des Autors, führt Knörer weiter aus, selbst noch die fantasievollen Volten und die Pointen, die Wallace "mit Fleiß zu Tode geritten" hat. Auch deshalb - weil wohl Wallace selbst nicht gewusst hätte, wie er seine Anhäufungen von Zwangscharakteren unter einen Hut gebracht hätte - ist der Kritiker durchaus dankbar für die Form der Skizze und loser Kapitel, die dem Fragment gebliebenen Roman eignet. Dieser will, wie überhaupt Wallace' Werk, auf ein "Exerzitium" hinaus, so Knörer weiter. Darin gräbt er sich, allerdings ohne politische Gegenwartsanalyse zu leisten, tief hinein in die beschädigten Leben und Zumutungen der Gegenwart, die den den Autor, wie Knörer betrübt feststellt, schlussendlich doch übermannt haben.