Eine Sammlung von hundert Liebesgedichten der Achmatowa lässt Ilma Rakusa zunächst spekulieren, welche biografische Züge sie alle denn trügen. Aber schnell verwirft sie, Brodsky zitierend, den Gedanken, dass die drei Ehen und mehrere Liebschaften der russischen Dichterin wirklich Anlass für die Poesie gewesen sind. Mit vielen Verszitaten begründet Rakusa dann, dass den Gedichten der Achmatowa vielmehr dieselbe Sehnsucht nach Leidenschaft und Unendlichkeit zugrunde liegen, die hier jedoch in strenge Maße und Rythmen gebannt wird. Die Rezensentin vergleich die immer verhalten, "elegisch" und oft spöttisch distanziert bleibende Dichterin mit ihrer "Schwester und Rivalin" Marina Zwetajewa, deren Lyrik emotional und feurig ist. Bei Achmatowa dagegen herrschen Wehmut, Trauer und Nostalgie. Höchst lobend erwähnt Ilma Rakusa den Übersetzer Alexander Nitzberg, der für diese Ausgabe die Gedichte "mit seinen konzisen Bildern und diskreten Reimen" in eine neue deutschsprachige Form gebracht hat.