Erfrischend wie einen Schwall Meerwasser findet Rezensent Niklas Bender Raymond Radiguets einzigen zu Lebzeiten veröffentlichten Roman, der jetzt in einer erweiterten Neuausgabe erschienen ist. Erzählt wird von einer skandalösen Liebe: Der fünfzehnjährige Francois liebt die etwas ältere Marthe. Während ihr Verlobter an der Front kämpft, beginnen die beiden eine einjährige Affäre, von der das ländliche Umfeld schnell Wind bekommt. Bender ist auf allen Ebenen begeistert von dieser "herrlichen Provinzposse", die schon bei ihrer Erstveröffentlichung im Jahr 1923 ein Kassenschlager war. Radiguets Sprache ist reduziert und kraftvoll, seine psychologischen Beobachtungen präzise, lobt der Kritiker, der auch die "schneidend scharfe" Übersetzung und das informative Nachwort von Hinrich Schmidt-Henkel hervorhebt. Briefe und Gedichte des mit 20 Jahren gestorbenen Radiguets sowie Texte von Cocteau über den jungen "Teufelsbraten" runden den Band für den glücklichen Rezensenten ab.