Das wirklich einzige, was Burkhard Müller an Jochen Missfeldts Storm-Biografie "Du graue Stadt am Meer" auszusetzen findet, ist, dass Storms Werk ein bisschen kurz kommt, Missfeldt widmet sich in seinem Buch mehr dem Menschen als dem Dichter. Dies tut er aber so elegant und stilsicher, dass Müller es ihm nicht verübeln möchte. Der Autor sieht Theodor Storm "vor allem als Landsmann", der wie er selbst eine tiefe Bindung zu seiner Heimat Schleswig-Holstein verspürte, auch wenn der Dichter die seine mit einer tiefen Abneigung gegenüber Preußen verband, vor allem aufgrund der "Bismarck'schen Vereinigungspolitik", erfährt Müller. Angenehm findet der Rezensent, dass Missfeldt zahlreiche Zeitgenossen Storms zu Wort kommen lässt, befreundete Schriftsteller wie Theodor Fontane ebenso wie Familienmitglieder, auf diese Weise entstehe ein sehr persönliches Bild des Dichters. Missfeldt enthält sich auch nicht gänzlich in moralischen Angelegenheiten, wie etwa Storms Vorliebe für Kindfrauen oder seine arg patriarchalische Rolle in der eigenen Familie. Allerdings urteilt der Autor Storm nie ab, lobt der Rezensent, Missfeldt nimmt Storms Fehler wie die eines Familienmitgliedes gelassen hin, erklärt er.