Dieses Buch ist mit viel Interesse und Leidenschaft geschrieben worden, meint Andreas Fanizadeh nach der Lektüre von Najem Walis literarischer Irak-Chronik "Engel des Südens". In diesem herausragenden Epos hat der Rezensent viel über die postkoloniale Geschichte des Landes erfahren, so erlebt er etwa mit der Figur des antiimperialistisch eingestellten, jüdischen Arztes Gabbay, wie es durch das antiisraelischem Regime dazu kam, dass von den ehemals 150.000 Juden heute noch höchstens 50 im Irak leben. Neben Themen von aktueller politischer Brisanz liest Fanizadeh das Buch auch als Liebeserklärung an den alten, kosmopolitischen Irak und bewundert, wie "sensibel" und zugleich "nüchtern" der Autor von seinen Erinnerungen an Kinos, Nachtclubs, jüdische Lieder und humanistische Ideale berichtet. Dass Wali die beiden Autoren Ezra Pound und T. S. Eliot in seine Geschichte verwebt, als wären sie damals im Irak gewesen, imponiert dem Rezensenten. Für Fanizadeh ist dieses Buch nicht nur ein "literarischer Genuss", sondern auch ein kenntnisreiches, dringend notwendiges Werk der "Selbstermächtigung".