Lars Gustafssons zum siebzigsten Geburtstag wieder aufgelegte Pentalogie "Risse in der Mauer" entnimmt Thomas Fechner-Smarsly vor allem ein "Lebensgefühl", eine atmosphärische Beschreibung der Siebziger hierzulande und quasi die "andere Seite des deutschen Herbstes". Mit sehr persönlichen Bezügen erzählt Gustafsson von der Liebe zu einer marxistischen Philosophiedozentin und dem Gefühl, an dem überall in der Luft liegenden revolutionären Gefühl nicht teilhaben zu können. Somit hat er, und das ist für Fechner-Smarsly offenbar kein Widerspruch, mit einer in Deutschland "ungekannten Leichtigkeit" eine "Melancholiegeschichte" derjenigen Intellektuellen geschrieben, die im revolutionären Mainstream nicht mitmachen konnten oder wollten. Der Rezensent schreibt Gustafssons großen Erfolg im deutschen Sprachraum auch hauptsächlich dieser Fähigkeit zu, heiter schwere Themen vorzutragen.