Die Geschichte hinter Günter Kunerts neuem alten Roman wirkt ausgedachter als der Roman selbst, findet Rezensentin Elke Schlinsog. 1974/75 hat Kunert ein Buch über das Leben in der DDR geschrieben, über den Mangel, die Langeweile, die Tristheit, über das ständige Misstrauen, das Abwarten. Veröffentlicht hat er ihn jedoch nie, lesen wir. Wusste er doch, dass ein so brisanter, ein so ungehörig kritischer, und hochgradig ironischer Text niemals publiziert werden würde. Glücklicherweise, so die Rezensenten, hat er ihn nun wieder gefunden und beschlossen, dass es jetzt an der Zeit ist. Der Leser wird ihm danken, denn "Die zweite Frau" ist unterhaltsam, spannend, witzig, ehrlich, er eckt an und lässt den Leser so die ganz authentische DDR (wieder-)erleben, so Schlinsog. Ganz besonders schätzt die Rezensentin diesen kecken, humorvollen Ton, in dem Kunert auch die schmerzhaften und gefährlichen Seiten des Lebens schildert. Ein abenteuerlicher Kurztrip durch das eine Deutschland in den Siebzigern, meint die Rezensentin, und: Unbedingt lesen!