Endlich traut sich wieder einer, unvoreingenommen über Preußen zu sprechen, freut sich Harry Nutt, der für Christopher Clarks rundum gelungene Studie nur Lob übrig hat. Clark gelinge es, Preußen weder im Nachhinein zu verklären noch sich auf die Seite derer zu schlagen, die in Preußen die Wurzel allen nationalsozialistischen Übels sehen. Das Buch ist umfangreich, aber nie langatmig, versichert Nutt, und durch die Hereinnahme religions-, sozial-, militär- und ideengeschichtlicher Perspektiven entsteht gar ein "rhythmisches Gemälde", in dem Personen und Strukturen gleichermaßen zu ihrem Recht kommen. Dazu lässt es sich auch noch gut lesen, die Sprache sei "analytisch klar", der Stil zwar distanziert, "aber nie leidenschaftslos". Clark schaffe es, Preußen zu entdämonisieren und die kursierenden Mythen in überzeugender Weise "gegen den Strich zu bürsten". So ist Nutt nach der Lektüre auch davon überzeugt, dass Friedrich II. Schlesien nicht aus einem Vaterkomplex heraus angriff, sondern schlicht aufgrund von kühlen geopolitischen Überlegungen.