Die Nürnberger Prozesse 1946 gegen die Nazi-Größen wurden von namhaften ProzessbeobachterInnen wie Willy Brandt, Erika Mann oder Erich Kästner journalistisch begleitet, liest Rezensent Joachim Käppner bei Uwe Neumahr. Die Journalist*innen waren alle zusammen in einem Schloss untergebracht, das ihnen wie "Stein gewordene 'German Schrecklichkeit" erschien. Dennoch: Ganz gleich, welcher der alliierten Staaten sie entsandt hatte, sie feierten alle gemeinsam über die politischen Teilungen hinweg, liest der Kritiker in dem anekdotenreichen Buch. Den Ort, an dem "Weltliteratur auf Weltgeschichte traf", nutzt Neumahr aber nicht nur, um geschichtlichen Ablauf der Prozesse zu schildern, sondern auch, um sich den Fragen vieler Autor*innen zu widmen, wie über das Unfassbare zu schreiben ist, wenn es für die unmenschlichen Gräuel keine Sprache gibt, macht der Kritiker deutlich. Ein lehrreiches, spannendes und trotz vielfältiger Informationen klar und nachvollziehbar geschriebenes Buch, das Käppner gerne empfiehlt.