2007 erstmals erschienen und bereits ein Klassiker ist Miranda Frickers erst jetzt auf Deutsch vorliegendes Buch, klärt uns Rezensent Wolfgang Hellmich auf. Die Wirklichkeit hat im Zuge von #MeToo die Thesen der Philosophin längst eingeholt, erkennt der Rezensent. Schließlich gehe es in dem Buch um zwei Formen systemischer Benachteiligung, nämlich um Zeugnisungerechtigkeit und hermeneutische Ungerechtigkeit. Erstere bezieht Fricker laut Hellmich auf Situationen, in denen Menschen aufgrund ihrer Stellung oder Herkunft nicht geglaubt wird, letztere tritt auf den Plan, wenn Gewalt gegen Benachteiligte im öffentlichen Diskurs verharmlost wird. In Bezug auf Zeugnisungerechtikgkeit merkt der Rezensent kritisch an, dass nicht klar wird, wie Stereotype konkret entstehen. Die Verbesserungsvorschläge in Richtung einer Hinführung auf mehr Achtsamkeit werden heute bereits teilweise umgesetzt, findet Hellmich, soweit dies staatliche Stellen betrifft sogar zu weitgehend. Grundsätzlich sympathisiert der Rezensent jedoch mit dem Anliegen des Buches, mehr Bewusstsein für kursierende Vorurteile zu schaffen. Er hätte sich nur gewünscht, dass Fricker diese Vorurteile konkretisiert.