Mit diesem "ambitionierten" Roman will die Autorin "hoch hinaus", bemerkt Martin Lüdke, den es deshalb nicht verwundert, dass das Unterfangen "in die Hose geht". Mit der Romanhandlung, in der eine Tochter den eigenen Vater auf einem Foto in der Wehrmachtsausstellung entdeckt haben will, das ihn bei der Erschießung von Geiseln zeigt, und den sie mit ihrer Entdeckung konfrontiert, will die Autorin nämlich demonstrieren, dass auch Täter ein "Recht auf Gerechtigkeit" haben, und "selbst Mörder noch gute Menschen sein" können, beschreibt der Rezensent die Intentionen Hahns. Er räumt ein, dass in den Passagen, in denen die Tochter den Vater dazu bringt, sich seiner verdrängten Kriegserlebnisse zu erinnern, der Roman dicht und anschaulich wird und - über die "dokumentarischen Genauigkeit" hinaus - an "Authentizität" gewinnt. Was die Konstruktion des Romans angeht, hört der Rezensent jedoch zu seinem Unwillen "das Konzeptpapier" rascheln. Denn in der fast ausschließlichen Beschränkung auf die beiden Figuren des Vaters und der Tochter entsteht für Lüdke die Atmosphäre eines "Strafprozesses", bei der sich Anklage und Verteidigung allzu ordentlich abwechseln. Ein Roman, so der Rezensent streng, "eignet sich nicht als Instrument der Beweisführung", und auch der Begriff der "Unschärfe", den Hahn nach einem Gedanken Wittgensteins in ihr Buch einbringt, führt nicht tieferen Erkenntnissen, sondern bringt die Autorin lediglich dazu, sich darin zu "verheddern", schreibt er.