Tolle Texte, aber das Design dieser beiden Erzählbände von Lucia Berlin - "Abend im Paradies" und "Welcome Home" - macht die Rezensentin Antonia Baum richtig wütend. Angesichts der ranschmeißerischen Großaufnahmen des "Welcome Home"-Bandes (herausgegeben vom Sohn Jeff Berlin) neben den Briefen und autofiktionalen Texte fühlt sich die Rezensentin bald wie ein "penetranter Detektiv", beschäftigt mit dem Zusammentragen von Hinweisen aus dem Leben auf das Werk. Das aber ist genau die falsche Einstellung, findet die Berlin-begeisterte Baum, und das würden schließlich alle merken, die sich wirklich auf die Sprache der Autorin einließen. Natürlich sei das prekäre Leben der Schriftstellerin auch von Interesse. Aber wie viel angemessener wäre es gewesen, eine wirklich sorgfältige Edition der autofiktionalen Texte des "Welcome Home"-Bandes zu bekommen und sie dann mit einer gewissen respektvollen Distanz auf jene 22 Stories zu beziehen, die im "Paradies"-Band versammelt sind. Das Leben als alleinerziehende, in miesen Jobs gefangene Mutter, die manchmal ins Drogen- und Alkoholikermilieu absackte und immer mit den falschen Männer zusammen war, spiegelt sich in der Tat, schreibt sie, in den Stories der Autorin. Aber das WIE ist entscheidend. Deshalb empfiehlt Antonia Baum die Lektüre der autofiktionalen Prosa und Briefe des "Welcome Home" Bandes und der Stories in "Abend im Paradies" als ungeheuer lohnende Lektüre, ganz einfach wegen der Sprache.