Zunächst einmal berichtigt Rezensentin Frederike Reents zwei Fehlinformationen des Verlags: Weder sei Leon de Winters "Place de la Bastille" ein Roman, noch ist der Text neu. Vielmehr handelt es sich um eines seiner frühesten Werke, das vor fast fünfundzwanzig Jahren in den Niederlanden aufgrund seiner überschaubaren Länge als Erzählung veröffentlicht wurde. Schon in dieser Erzählung findet Reents Motive, die sich in de Winters späteren Romanen wiederfinden. Erzählt wird die Geschichte des jüdischen Geschichtslehrers Paul de Wit, der sich in einer Identitätskrise ?zu verflüchtigen? droht. Als er in Paris der jungen "Salonzionistin" Pauline begegnet, beginnt eine Auseinandersetzung mit dem Erlebnissen seiner frühen Kindheit, insbesondere der Deportation und Ermordung seiner Eltern. De Winter schüre das Feuer dieses biografischen Krisenherdes, so die Rezensentin, auf mehreren Zeit- und Handlungsebenen, die gekonnt miteinander verschachtelt sind. Zwischendurch - mit dem Auftritt von Pauls nie gekannten Zwillingsbruder Philip - sieht sie den Autor auf einen "schmalen Grat" über dem Trivialen wandeln. Am Ende gelingt de Winter zur Freude der Rezensentin der Balanceakt dann doch noch.