Skeptisch blickt Uwe Justus Wenzel auf das Werk des italienischen Juristen und Philosophen Giorgio Agamben, der am 22. April siebzig wird. Anlässlich des neuesten Bandes des "Homo sacer"-Projekts wendet sich Wenzel noch einmal dem Denken des Autors zu und rekapituliert dessen zentralen Ideen. Allerdings bleibt ihm, wie er immer wieder unterstreicht, bei Agamben zu vieles im Dunklen. Agambens Texte erscheinen ihm als Mischung aus historisch-philologischer Analyse und geschichtsmetaphysischer Spekulation, als Versuch, das "Betriebsgeheimnis des Abendlandes" zu lüften, der sich mit methodischen Fragen nicht lange aufhält. Wenzel hält das zeitdiagnostische Potenzial bei Agamben für überschätzt, dessen Ausführungen über Guantánamo für vereinfacht. Der aktuelle Band liest sich für ihn wie eine "kühle Exegese" von zentralen mönchischen und theologischen Schriften, dessen Bezug zu Agambens ursprünglicher Fragestellung in seinen Augen unklar ist. "Neben den juristischen Denkfiguren sind es theologische, die Agamben als Hohlformen einer Theorieprosa benutzt", resümiert der Rezensent, "die noch immer nicht zu erkennen gibt, worauf sie eigentlich hinauswill."