Verhalten zwar, dennoch hoch begeistert über die lang ersehnte Edition der Originalfassung von Silvia Plaths Gedichtband "Ariel", nähert sich der hier rezensierende Anglistikprofessor und Übersetzer Werner von Koppenfels diesem Buch. Dass ihm beim Lesen öfters die Luft wegbleibt, liegt in der Natur der Texte und ihrer Autorin. Das Gewaltsame von Plaths Rhythmen und Bildern deutet Koppenfels denn auch als Reaktion auf ein Erstickungsgefühl. Die Lebensfreude, mit der der Band anhebt, kann der Rezensent also getrost als Täuschung bezeichnen. Aggressiv erscheint ihm, was folgt. Und auch das einst von Plaths Ehemann Ted Hughes Herausretuschierte, nun Rekonstruierte ergreift den Rezensenten als ein "Mehr an Bitterkeit", als in Bildern der Verstümmelung und der Starre lauerndes Anklagendes. Doch steckt hinter Plaths "wilder Halluzinatorik" ein enormer Formwille, das weiß Koppenfels genau. Um so angebrachter erscheint es auch, Erich Frieds ältere Fassung mit dieser neuen, von Alissa Walser besorgten zu vergleichen. Koppenfels kommt zu dem Schluss, dass Walsers vergleichsweise "geschmeidigere Kolloquialität" mit Frieds Klang- und Rhythmusgewandtheit in Wettstreit tritt. Ein Gewinner ist nicht eindeutig auszumachen. An mancher Stelle, findet Koppenfels, hätte die Übersetzerin es optimaler treffen dürfen.