Tief beeindruckt und verzaubert zeigt sich die Rezensentin Martina Meister von Amos Oz' "Opus Magnum der Erinnerung", das sich auf fast 800 Seiten entfaltet. Fünfzig Jahre nach dem Selbstmord der Mutter, den Oz bislang mit Schweigen belegt habe, blicke Oz zurück und rekonstruiere die Geschichte seiner Familie. Dabei, so die Rezensentin, beharrt Oz jedoch auf der Bezeichnung "Roman", denn er begreife das Auffinden der eigenen Kindheit immer auch als ihr Erfinden. Dies erscheint auch der Rezensentin insofern glaubhaft, als Oz mit diesem "autobiografischen Meisterwerk" nicht nur eine "Selbstrettung" vollführt, sondern sich auch als das Kind erfindet, "das seiner Mutter das Leben rettet". Doch das Buch ist nicht nur von autobiografischem Interesse, wie die Rezensentin betont, es stelle auch ein "einmaliges Dokument der Geburtsstunden des Staates Israel" dar und zeige Israels "ganz eigenen Generationskonflikt" auf, zwischen der Generation der Diasporajuden, "die ihre Heimat verloren haben, aber letztlich nie angekommen sind in Israel", und ihren dort geborenen Kindern. Und so klingt durch dieses Buch nicht zuletzt der "Basso Continuo" einer "enttäuschten Liebe", der Liebe der europäischen Juden zu Europa, so die Rezensentin.